Was es nicht alles gibt!

Ein kleiner Einblick in eine ganz eigene Welt aus Liebe, Laster und Lust der 38 jährigen, polyamor lebenden und ehemals Berufsdomina vom Lande. Die ihre ganz eigenen Weg geht.
"What" auf rosa Hintergrund

Folgend werden die persönlichen Erfahrungen und Meinungen unserer Autorin Wanderhexe wiedergegeben...

Ein kleiner Einblick in meine ganz eigene Welt, aus Liebe, Laster und Lust.

„Und dein Mann macht das alles so mit?“ Ein Satz den ich so oft höre wie das Amen in der Kirche. Wieso fragt eigentlich nie Jemand, ob meine Frau das mitmacht? Aber das ist ein anderes Thema zu einer anderen Zeit. Ich bin ein Kind vom Land, eine Bäuerin möchte ich stolz behaupten, aus einem kleinen Dorf, in einem sozialen Beruf. Nicht die Art Kleinstadt die die Großstädter immer gern als Dorf bezeichnen, mit 10.000 Einwohnern und 3 Supermärkten. Nein so ein richtiges Nest, die meisten Navigationsanbieter haben nie davon gehört, eines, wo Vieh und Trecker immer noch Sonderwegerechte haben. Da lebe ich. Ich, 38 Jahre, farbig, weiblich, evangelische Christin, Anglerin, Extremwanderin und zugezogen. Und wem das noch nicht reicht, um mich möglichst weit aus der Dorfgemeinschaft auszugrenzen, dem sei noch gesagt das ich kinderlos und naturheilkundig bin (also eine Hexe, bei der zu Halloween aus Sicherheitsgründen lieber nicht geklingelt wird), Berufsdomina war (und auch heute noch meinen Fetisch privat auslebe) und polyamor lebe. Und was verbreitet sich in einem Dorf schneller als intime Anstößigkeiten und „was es nicht alles gibt“ Nachrichten? 

Diese Umstände verschaffen mir vor allem eins, wunderbare Ruhe. Und ja, sie sind auch alle in einer Person zu vereinbaren.

Ruhiger See vor einer beschneiten Bergkette
Photo by Pixabay

Ich war schon immer der Meinung, dass es kein Verbrechen ist, mehr als einen Menschen zu lieben und im Grunde tun wir es ja auch alle. Eltern lieben (nach Möglichkeit) sich und ihre Kinder, ebenso liebt man seine engsten Freunde, denn was sind Freundschaften, wenn nicht auch Menschen mit denen wir eine Art der Beziehung zelebrieren. So lieben wir auch unseren Eltern (meist) oder unsere Haustiere oder unsere Autos. Liebe ist überall. So liebe ich meinen Mann und meine Frau und finde nichts eigenartig daran. Man liebt nicht jemanden mehr oder weniger, eventuell anders, aber nur, weil etwas nicht gleich ist, kann es trotzdem gleichwertig sein. Bei einigen meiner engsten Freunde kommt nun natürlich oft der Gedanke, dass mein Mann und ich (warum nicht meine Frau und ich?) eine offene Beziehung führen. In meinem Fall muss ich das verneinen, denn ich definiere darunter eher eine Abmachung, mehrere Sexpartner, außerhalb seiner eigentlichen Beziehung ohne emotionale Verpflichtungen, zu haben. Ich allerdings Liebe meine Frau.

Unverbindlicher Sex ist auch nicht wirklich was für mich. Aber auch hier gibt es sicher für jeden sein eigenes Model. An den Fragen meiner Mitmenschen lässt sich natürlich auch schnell deren Sexualität ableiten. Da immer nach meinem Mann, aber so gut wie nie nach meiner Frau gefragt wird, ist ihre Sicht eher standardmäßig heterosexuell ausgerichtet. Nach meiner Frau wird dann im Nachgang (und das eher von den männlichen Vertretern) gefragt, da in ihrer kleinen Phantasiewelt immer eine erotische Dreiervariante entspringt. Die Enttäuschung ist dann immer groß, wenn ich sage, nein wir schlafen nicht alle jeder mit jedem miteinander, sondern ich schlafe mit meiner Frau oder mit meinem Mann und in dieser Kombination sind wir uns auch irgendwie treu. Obwohl ich zu den Menschen gehöre, die Treue über das Herz, nicht über den Körper definieren. Aber das ist wie alles in der Liebe und Erotik Geschmacks- und Ansichtssache. Ich brauche die Wärme im Herzen, nehme aber wenn alles passt, auch die Wärme eines anderen Körpers. Was mich zu meinen Lastern führt.

Beine einer Domina in Dessous
Mein Fetisch, und ja es kann durchaus als Laster beschrieben werden, ist definitiv mein ganz persönlicher Teufel auf der Schulter. Ich bin Sadistin, gar nicht allzu dominant, aber durchsetzungs- und genussfähig. Das ich beruflich dann ins Domina Dasein gerutscht bin, war eher der Weg von der Jungfrau zum Kind, aber anscheinend ist meine konsequente Art gerne mit Dominanz oder gar Erniedrigung verwechselt worden und so hatte ich den Job. Tja und wie heißt es so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben. Ich könnte Geschichten aus dieser Zeit erzählen, noch und nöcher. Es gab vieles was mir Spaß machte, aber auch vieles was es nicht tat. Genau das war das Problem, wenn du in einem Studio die Phantasien und Wünsche deiner Kunden umsetzt, entsprechen sie nicht unbedingt immer deinen eigenen. Es ist Arbeit, ein Job wie jeder andere. Und wie in jedem anderen Job hat man mal mehr und mal weniger Lust auf die gestellten Aufgaben. Deshalb muss es für den Kunden kein schlechteres Ergebnis bringen, aber mich hat es verändert und ich zog mich nach einigen Jahren zurück. Eine Zeit lang war abgesehen von Schuhen, jeglicher Fetisch in mir in den Winterschlaf gefallen. Ich musste auch lange suchen, um wieder die Freude und die Lust an den Dingen, Praktiken und Abenteuern zu finden, die nun als Laster, vielleicht sogar als Sucht beschrieben werden können. Und was soll ich sagen, es ist mir geglückt. Mein Fetisch erfordert keinen körperlichen Sex, keine Penetration im eigentlichen Sinne, meine Befriedigung erfolgt mental, ähnlich wie beim Sport. Ja tatsächlich das gibt es, liebe Leser. 


Nehmen wir meinen Lieblingssport das Extremwandern als kleinen Vergleich. Wenn man nach einem Wanderevent irgendjemanden hinter der Ziellinie fragt, wie es ihm geht, wird er immer überglücklich antworten, wird im Kopf schon den nächsten Foltermarsch planen und gedanklich anmelden. Auch wenn er noch vor wenigen Minuten die ganze Welt verflucht hat und mit jedem Schritt, um die Überwindung von Krämpfen und Schmerzen gebetet hat, obwohl er mehr als einmal aufgeben wollte, geweint und geflucht hat, er wird es wieder tun. Weil er es braucht. Nun ist er aber hier, hier im Ziel, sein Körper explodiert vor Emotionen. Sämtliche Hormone durchströmen ihn, er kann plötzlich wieder Freudensprünge machen und alle Pein ist verschwunden. So ergeht es den Menschen die bei mir ihre ganz eigene Art von Masochismus ausleben und ich als Sadistin genieße es ebenso. Die körperliche Anstrengung bleibt auch bei mir nicht aus, die Erotik ist für mich da, es ist ein gemeinsamer Weg den man beschreitet, der Erfolg, wenn sich die mir anvertraute Person in Hingabe und Extase fallen lassen kann, ist für mich ebenso orgasmisch. Und nein, meine beiden Beziehungspartner*innen sind in dieses Laster nicht aktiv involviert.

Und für alle, denen die Frage auch grad wieder auf der Zunge liegt… Ja mein Mann macht das so mit.

Unsere Autorin Wanderhexe
Autor*in: Wanderhexe

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