Als Mensch, der in einer offenen Beziehung lebt, war ich sehr neugierig auf das Buch "Polysecure" von Jessica Fern. Ich hatte bereits über den Original-Titel gelesen, mich haben allerdings beim Blättern im Buch die englischen Fachwörter überfordert, dafür reicht mein Schulenglisch leider doch nicht aus. Zuvor hatte ich bereits viel über die Bindungstheorie im Allgemeinen in meiner Polybubble gehört und stellte mir irgendwann die Frage, wie sie auf die Polyamorie und offene Beziehungen angewendet werden kann. Ich durfte nun das Buch auf Deutsch lesen und es hat all meine Erwartungen bei weitem übertroffen.
Fern leistet hervorragende Arbeit, indem sie die Bindungstheorie auf die Nicht-Monogamie anwendet und praktische Schritte anbietet, die ich unternehmen kann, um sichere, befriedigende Beziehungen zu schaffen. Sie zeigt direkt auf, was ich verbessern kann, um meine Beziehungen gesünder und sicherer zu gestalten, und hat unzählige Tipps und die richtigen Fragen parat, die man sich stellen kann in seinen Beziehungen.
Das Buch ist eine äußerst hilfreiche Ergänzung der Literatur über konsensuelle Nicht-Monogamie (ich kannte bis jetzt nur „Schlampen mit Moral“ und unzählige Artikel über das Thema) und das erste Selbsthilfebuch, das sich auf die Anwendung der Bindungstheorie auf nicht-monogame Beziehungen konzentriert. Das Buch ist gar nicht direkt nur für Polyamore geschrieben, sondern bindet alle nicht-monogamen Beziehungstypen ein. Allerdings kann ich es jedem empfehlen, der an seiner Selbstliebe, Selbstakzeptanz und Selbstbeherrschung sowie an seinem eigenen emotionalen Wohlbefinden interessiert ist, während er/sie liebevolle, nachhaltige, gesunde Beziehungen aufbaut. Ich habe festgestellt, dass diese auch nicht immer romantischer oder sexueller Natur sein müssen. Auch Freundschaften sehe ich jetzt aus einem neuen Blickwinkel.
Besonders beeindruckt war ich von der Art und Weise, wie Fern es geschafft hat, die Leser*innen dazu zu bringen, ihre eigenen Kindheitsbindungsstile in ihre erwachsenen Beziehungen einzubeziehen und alte Muster nachzuahmen. Noch wichtiger ist jedoch, dass sie konkrete Fähigkeiten bietet (und wie schon erwähnt einen riesigen Fragenkatalog), wie man dieses Wissen nutzen kann, um eine gesündere, befriedigendere und sicherere Beziehungsdynamik herzustellen.
Insgesamt ist "Polysecure" eine großartige Lektüre für alle, die sich für die Themen „polyamore Beziehungen“, „Polyamorie“ und „offene Beziehung“ interessieren, aber auch darüber hinaus, sicherlich für jeden spannend ist, der seine zwischenmenschlichen Beziehungen hinterfragen möchte. Ein Buch, das ich sicherlich immer wieder zur Hand nehmen werde, um weiterhin an meinen zwischenmenschlichen Beziehungen zu arbeiten und mit ihnen zu wachsen.